Machen statt reden
Wie groß die Zerstörung im Ahrtal auch heute noch ist, kann Stefan Kullmann nur schwer in Worte fassen. "Es ist einfach unbeschreiblich", sagt er und macht eine kurze Pause. Solche Momente der Reflexion lässt er selten zu, denn während seiner Hilfseinsätze selbst ging es für ihn darum, anzupacken. Das tat der erfahrene Zentralheizungs- und Lüftungsbauer aus dem Landkreis Miltenberg als Mitglied eines bundesweiten Expertenteams des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), das im Ahrtal insgesamt drei mobile Klärwerke aufbaute. Er war damit einer von vielen Handwerkerinnen und Handwerkern aus ganz Deutschland, die nach der Flutkatastrophe in der Region halfen. Wie die meisten von ihnen, nutzte auch Stefan Kullmann seinen Urlaub, um vor Ort beim Wiederaufbau zu unterstützen.
Mobil und modular
Die Fähigkeiten erfahrener Fachkräfte aus dem Handwerk sind bis heute im Katastrophengebiet gefragt. Kurz nach der Flut ging es unter anderem darum, die Trinkwasseraufbereitung zu sichern. Das Besondere an den Anlagen, die das DRK dort aufgebaut hat, ist ihre leichte und modulare Bauweise. "Dadurch sind sie auch in unwägbarem Gelände gut zu transportieren und können ohne schweres Gerät aufgebaut werden", erklärt Stefan Kullmann. Eigentlich hatte das DRK diese Anlagen für den Einsatz in internationalen Krisengebieten entwickelt. Doch statt in Uganda oder dem Libanon, sorgen sie nun im Ahrtal für sauberes Wasser. Durch die Flut im Juli 2021 war in der Region die gesamte Infrastruktur zerstört worden. "Davon waren auch die Klärwerke betroffen. Um die Gefahr von Seuchen und Umweltschäden zu verringern, entschied das DRK, die mobilen Anlagen hier aufzubauen“, erinnert sich Stefan Kullmann.
Ehrenamt ist Ehrensache
Insgesamt drei Mal war er in den vergangenen Monaten im Auftrag des Roten Kreuzes im Ahrtal vor Ort, das erste Mal nur wenige Wochen nach der Flutkatastrophe. Die Bilder der Zerstörung haben sich eingeprägt. Stefan Kullmann spricht aber lieber über die Sache und erklärt beispielsweise, dass die Anlagen nach aktuellem Stand für mehrere Jahre bleiben sollen. Auch ohne viele Worte wird deutlich: Es geht ihm darum zu helfen, andere zu unterstützen. Indem er handelt. Beim Deutschen Roten Kreuz engagiert sich Stefan Kullmann bereits seit über 20 Jahren. Als ehrenamtlicher Rettungssanitäter rückt er nachts zu Unfällen und Waldbränden aus. Als Ausbilder für Technik und Sicherheit gibt es sein Wissen an andere weiter. Es ist ein ehrenamtliches Engagement, das wirkt und durch die Spuren spricht, die es vor Ort hinterlässt. Es ist damit gar nicht so weit vom Handwerk entfernt.